RKI: Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland

Hospitalisierungen, ITS-Fälle, Todesfälle nach Impfstatus und Altersklassen, Impfeffektivität (bedingte! Berichtstauglichkeit)

Vorbemerkungen

Nachdem in den RKI-Wochenberichten vom 16.06.22 bis 30.06.22 „der Impfstatus der COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf Intensivstation zeitweilig nicht bereitgestellt werden konnte“, war die berechtigte Frage, wann, ob überhaupt und in welcher Form (bspw. inkl. Altersklassen?) entsprechende Daten vorgelegt werden.

Das RKI hat nun mit dem „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ geliefert. Die Ergebnisse des ersten Berichts vom 07.07.22 sind – und darum geht es vorliegend in erster Linie – bei großzügiger Auslegung allerdings nur bedingt tauglich. Bei etwas stringenterer, realitätsnäheren Deutung sind sie nahezu nutzlos. Oder gar bewusst irreführend? (Bericht bitte wenigstens „Querlesen“). Allerdings sind auch ein paar interessante „Offenbarungen“ enthalten.

Da sich an der Art der Berichtserstattung des RKI in Zukunft vermutlich nichts ändern wird, ist es fraglich, ob ein regelmäßiges Monitoring des RKI-Monitorings sinnvoll ist. Ich werde es weiter beobachten, Aktualisierungen des vorliegenden Beitrags werden aber wahrscheinlich nicht erfolgen (wenn doch, dann vermutlich unter Corona-Potpourri). Mal sehen, wie es weitergeht. Sinniger ist es wohl, den vorliegenden Beitrag im Hinterkopf zu behalten und regelmäßig selbst beim RKI vorbeizuschauen.


Altersklassen / Wie wirksam sind Covid-Impfstoffe wirklich?

RKI_Impfstatus-der-Bevoelkerung-und-der-COVID-19-FaelleDas RKI weist in seinen Wochenberichten zurecht darauf hin, dass bspw. in Bezug auf Intensivpatientinnen und -patienten grundsätzlich „die generelle Altersverteilung sowie die Entwicklung der allgemeinen Impfquote der Bevölkerung berücksichtigt werden muss.“

Hinsichtlich der Impfstatus bei den Hospitalisierungen, ITS-Fällen und Todesfällen werden seitens des RKI beim „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ die Altersklassen seitens wie folgt unterteilt:

  • 5 – 11 Jahre
  • 12 – 17 Jahre
  • 18 – 59 Jahre
  • ab 60 Jahre

Diese Aufteilung ist völlig unzureichend; und das ist ebenso unverständlich.

Anmerkung: Die Altersklassen 5 – 17 Jahre bleiben in allem Folgenden weitgehend unberücksichtigt, da sie bei sämtlichen Fallzahlen im Grunde keine Rolle spielen.

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Ab 60 Jahre

DIVI_Altersstruktur-der-COVID-19-Patient-innen-ITSDie Altersklasse 60+ ist zweifelsohne eine wichtige Grenze. Dazu lohnt jedoch ein Blick auf die Daten des DIVI zur „Altersstruktur der ITS-Belegungen durch COVID-19“.

Aus der dort entnommene Grafik (siehe rechts) geht hervor, dass von allen ITS-Fällen etwas über 76 % der Altersklasse 60+ zuzuordnen sind (was die Relevanz dieser Grenze durchaus unterstreicht). Von diesem Anteil der Altersklasse 60+ wiederum entfallen jedoch rund 71 % auf die Kategorie 70+ und allein ca. 34 % auf die Altersklasse 80+. D. h. mehr als Zweidrittel der 60+ – also die deutliche Mehrheit – sind 70 Jahre oder älter! Ähnliche Verhältnisse können wohl auch für die aktuellen Werte der Hospitalisierungen und Todesfälle angenommen werden.

Die Bewertung der Impfeffektivität für die Altersklasse 60+ – mit Abgleich der entsprechenden Impfquote in der Bevölkerung – ohne weitere Unterteilung ist untauglich, da die große Mehrheit – mit dem entsprechend größten Einfluss auf die Ergebnisse – nicht einzeln betrachtet wird.

rki-intensivmedizinisch-its-behandelte-covid-19-patientinnenDiese Vorgehensweise ist nur ein wenig besser, als alles über einen Kamm zu scheren, wie ich es mangels (langfristiger) Datengrundlage mache (siehe Grafik rechts).

Warum diese wirklich belastbare, feinere Altersunterteilung in 60+, 70+ und 80+ unterbleibt, ist unverständlich. Die Daten müssen doch vorliegen, und der Mehraufwand – wenn man ohnehin gerade dabei ist – ist auch überschaubar. Warum wird dies unterlassen? (dazu mehr im Weiteren)

18 – 59 Jahre

Deutlich untermauert wird vorstehende Kritik mit der Altersklasse 18 – 59 Jahre. Gemäß obiger DIVI-Grafik entfallen lediglich 20,7 % der gesamten ITS-Belegungen auf diese Altersklasse. Von diesen 20,7 % sind allerdings ca. 58 % allein der „Subaltersklasse“ 50 – 59 Jahre zuzuordnen.

Wieso wird beim RKI die bekanntermaßen ausgeprägter vulnerable Gruppe 50 – 59 Jahre in einen Sack mit den ebenso bekanntermaßen nur marginal von COVID-19 Betroffenen der 18 – 49-Jährigen gestopft? Berechtigte Frage? Ja? Nein?

Eine ketzerische Erklärung könnte nachstehendes sein:

Wie wirksam sind Covid-Impfstoffe wirklich?

In dem Artikel „Wie wirksam sind Covid-Impfstoffe wirklich?“ aus Juni 2022 der „Schwurbelseite“ Swiss Policy Research ist Folgendes zu lesen:

Während also das Risiko-Nutzen-Verhältnis bei Senioren und anderen Risikogruppen noch positiv sein kann (basierend auf der aktuellen Evidenz), scheint dies bei gesunden jungen Erwachsenen und Kindern nicht der Fall zu sein. Die dänische Professorin für globale Gesundheit und Impfstoffexpertin Dr. Christine Stabell-Benn erklärte kürzlich, dass sie „Personen unter 50 Jahren keine Impfung empfehlen würde“.
1) Man könnte noch erweitern, dass es m. E. nicht mal das Alter an sich ist, sondern das häufig altersbedingt geschwächte Immunsystem. Ein geschwächtes Immunsystem betrifft „vereinzelt“ natürlich auch junge Menschen. Weiterhin liegt bspw. bei fast allen COVID-19-Todesfällen eine Vorerkrankung vor. Dies weiter auszuarbeiten, würde hier aber zu weit führen, daher nur der Link zu Sterberisiko: COVID-19 vs. allgemein.
Nach allem, was ich bisher eruieren konnte, trifft diese Aussage grundsätzlich1) den Kern. Packt man nun statistisch zu den bevorzugt betroffenen Senioren (50 – 59 Jahre) mit „relativ positiver Impfeffektivität“ eine Schar junger, jedoch nicht betroffener Menschen (18 – 49 Jahre) dazu, fallen auch die jungen Menschen plötzlich unter die Aussage der „positiven Impfeffektivität“. Dass sich auf die junge Gruppe die Krankheit selbst kaum auswirkt, spielt dann keine Rolle mehr. Der Nachweis der Impfeffektivität ist erbracht. Junge Menschen sollten sich daher in logischer Konsequenz vollständig durchimpfen lassen.

Oder das RKI & Co. sind einfach unfähig; das könnte natürlich auch sein .

Resümee

In den „normalen“, wöchentlichen Lageberichten des RKI gibt es zu allen möglichen Punkten die Unterteilung in die Altersklassen 0 – 4-Jährige, 5 – 14-Jährige, 15 – 34-Jährige, 35 – 59-Jährige, 60 – 79-Jährige und ≥ 80-Jährige. Warum ist dies ausgerechnet nicht für die Hospitalisierungen, ITS-Fälle, Todesfälle nach Impfstatus des „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ möglich?

Vermutlich deshalb, weil die zum Abgleich herangezogenen Impfquoten lediglich in die Altersklassen 5 – 11 Jahre, 12 – 17 Jahre, 18 – 59 Jahre und ab 60 Jahre aufgeteilt sind; was von vornherein ein schweres Versäumnis darstellt. Es hat wohl niemand mit genaueren Nachfragen gerechnet (siehe auch im Weiteren unter „Offenbarungen, Altersklassen).

07.07.22-An-das-RKI-uebermittelte-COVID-19-Todesfaelle-nach-SterbewocheLetztlich ist der Grund unerheblich. Man braucht sich zur groben Einordnung exemplarisch nur die Abbildung der Todesfälle aus dem Lagebericht vom 07.07.2022 anzuschauen (rechts): im Grunde keine Spur von unter 35-Jährigen, nur geringe Spuren von 35 – 59-Jährigen, deutliche Spuren der 60 – 79-Jährigen, mit Abstand dominierend ≥ 80-Jährige. Für die Impfstatus im Kontext der entsprechenden Impfquoten zur Bewertung der Impfeffektivität werden die Altersklassentöpfe jedoch kräftig vermengt. Das ist auch nicht viel besser als das bisherige nichts .

Persönlich möchte ich nicht mal kategorisch einen sinnvollen Einsatz – also ein positives Risiko-Nutzen-Verhältnis (trotz Impfnebenwirkungen) – bzw. überhaupt einen Impfschutz ausschließen. Für bestimmte Gruppen (!!) kann (!!) es ggf. Sinn ergeben. Blödsinn, weil völlig undifferenziert, ist jedoch die Pauschalaussage des RKI aus dem Monitoring-Bericht:

Zusammengefasst kann auch aktuell bei Dominanz der Omikronvariante für vollständig geimpfte Personen aller Altersgruppen – insbesondere für Personen mit Auffrischimpfung – weiterhin von einem sehr guten Impfschutz gegenüber einer schweren COVID-19-Erkrankung ausgegangen werden. Weiterhin zeigt sich für ungeimpfte Personen aller Altersgruppen ein deutlich höheres Risiko für eine schwere Verlaufsform der COVID-19-Erkrankung.

Das gleicht eher einem Spruch aus einem Verkaufsprospekt, als einer fundierten Analyse.

 


Impfeffektivitäten? Eine kritische Betrachtung!

„Gewürfelte“ Impfeffektivitäten?

Die Impfeffektivitäten wurden vom RKI anscheinend ausgewürfelt. Wie sonst kann man signifikant unterschiedliche Angaben zu denselben Zeiträumen erklären?

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Der „Wöchentliche COVID-19-Lagebericht“ vom 28.04.2022 ist der letzte dieser Art Berichte inklusive Darstellung der Impfeffektivitäten, bevor auf die separate Ausweisung der Impfeffektivitäten durch das „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland“ umgestellt wurde.

Bitte beachten, dass die Meldewochen in dem „Monitoring-Bericht“ in 4-Wochen-Durchschnitten dargestellt sind, während der „Wöchentliche Lagebericht“ einzelne Wochen ausweist. Das ändert nichts an den grundsätzlichen Aussagen, ist beim Abgleich jedoch zu berücksichtigen!
Nachstehende zwei Grafiken zeigen exemplarisch zur Verdeutlichung der „Würfelvermutung“ jeweils die angegebenen Impfeffektivitäten aus dem „Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht“ vom 28.04.2022 und dem Monitoring-Bericht vom 07.07.22 für die „Hospitalisierung“ von Kindern und Erwachsenen.

Hospitalisierung Kinder

Beispiel Impfeffektivitäten der „5 – 11 Jahre Grundimmunisierung“ (grüne Linie ohne Punkte) jeweils im Zeitraum „Meldewochen 8-11“:

  • „Wöchentliche COVID-19-Lagebericht“: Werte zwischen ca. 60 % und ca. 20 %, im Durchschnitt vielleicht etwa 40 %
  • „Monitoring-Bericht“: ca. 80 %

Ungefähr eine Verdoppelung der Impfeffektivität im aktuellen „Monitoring-Bericht“ vom 07.07.2022 ggü. dem „Wöchentliche COVID-19-Lagebericht“ vom 28.04.2022? Wie kann das sein?

Hospitalisierung Erwachsene

Beispiel Impfeffektivitäten der „18 – 59 Jahre Auffrischimpfung“ (blaue Linie mit Punkten) jeweils im Zeitraum „Meldewochen 8-11“:

  • „Wöchentliche COVID-19-Lagebericht“: Werte zwischen (einmalig) ca. 74 % und in der Mehrzahl ca. 68 %, im Durchschnitt vielleicht etwa 69 %
  • „Monitoring-Bericht“: ca. 88 %

Eine ungefähr 20 % bis 30 % höhere Impfeffektivität im aktuellen „Monitoring-Bericht“ vom 07.07.2022 ggü. dem „Wöchentliche COVID-19-Lagebericht“ vom 28.04.2022? Wie kann das sein?

Gewürfelt oder nicht gewürfelt?

Vorstehende Beispiele sind nicht die einzigen „Anpassungen“; Differenzen sind – wenn auch meist nicht ganz so gravierend – auch für die „Intensivstationen“ und „Todesfälle“ zu notieren. Mehr oder weniger liegen durchgehend unterschiedliche Werte der Impfeffektivitäten vor. Wobei „unterschiedlich“ stets für höhere Werte im aktuellen „Monitoring-Bericht“ steht. Schaut selbst nach und vergleicht!

Wer masochistisch veranlagt ist, kann ja mal versuchen herauszufinden, wie diese Unterschiede im Monitoring-Bericht vom 07.07.22 begründet werden. Viel Spaß !
Wie kann das sein? Umgangssprachlich: Letztlich ist es völlig wurscht, wie das sein kann! Im Resultat …

  • … wurden wir entweder bisher jahrelang mit falschen Impfeffektivitäten gefüttert
  • oder die „neuen“, aktuellen Impfeffektivitäten sind unbrauchbar
  • oder beide Varianten sind gleichermaßen unzutreffend.

Keine der drei Optionen spricht auch nur ansatzweise dafür, den Zahlen des RKI zu vertrauen. Weniger Vertrauen wäre in meinen Augen auch nicht mit gewürfelten Impfeffektivitäten zu erreichen.

 

RKI-Impfeffektivitaet_Wochenbericht-vs.-Monitoringbericht-Hospitalisierung-Kinder

 

 

RKI-Impfeffektivitaet_Wochenbericht-vs.-Monitoringbericht-Hospitalisierung-Erwachsene

 

P. S.: Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Auf die Idee des Abgleichs der „früheren“ Impfeffektivitäten mit den „neuen“, bin ich nicht selbst gekommen. Ich wollte diesen Punkt nur unbedingt hier aufzeigen. Die Quelle dieses „Augenöffners“ ist ein Beitrag von Rubikon: „Institutionalisierte Täuschung – Das Robert Koch-Institut verschleiert vorsätzlich mit allen erdenklichen Statistik-Tricks die Zahlen und Daten über die Impfeffektivität.“

Berechnungsmethode

Das RKI verwendet für die Berechnung der Impfeffektivität die „Screening-Methode nach Farrington“. Nachstehend wird die „Impfeffektivität“ kritisch betrachtet!

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Das Betrachten erfolgt durch die insgesamt recht interessante, durchaus lesenswerte Seite https://www.mehrcoronazahlen.de/ unter Wirksamkeit? Teil 4 – Berechnung der Effektivität.

Um es vorliegend nicht ausufern zu lassen, nur kurz folgendes daraus:

In dieser Formel (Anm.: gemeint ist die Screening-Methode nach Farrington) ist allerdings quasi „verwurzelt“, dass die Effektivität auf jeden Fall steigt mit der Zunahme der Impfquote. D.h. salopp gesagt: je höher die Impfquote umso egaler die Impfdurchbrüche. Bei 100 % Impfquote ist es egal, wie viele Impfdurchbrüche es gibt, die Effektivität ist immer 100 %. Andersherum ist bei 100 % Impfquote auch logisch, dass es immer 100 % Impfdurchbrüche gibt, denn es gibt ja keine Ungeimpften mehr. Dieses Argument wird gerne gebracht, wenn es darum geht, dass mit steigender Impfquote auch die Durchbrüche zunehmen.

Und die für mich entscheidenden Fragen bzw. Aussagen:

Auf den ersten Blick plausibel. Dennoch fragt man sich, wie viel diese Art der Effektivitätsberechung nun wirklich aussagt. Sind nicht 30 % Impfdurchbrüche immer ein Zeichen für einen mäßigen Impfstoff, egal wie hoch die Impfquote ist?

Natürlich steigt bei Zunahme der Impfquote die Wahrscheinlichkeit, dass es auch mehr Impfdurchbrüche gibt. Doch sollte die Relation zur Zahl der Erkrankten nicht immer eher niedrig bleiben, um von Wirksamkeit oder Effektivität zu sprechen? Sind nicht 30 % Impfdurchbrüche immer viel, egal, wie hoch die Impfquote ist?

Insbesondere bei den Endpunkten Hospitalisierung, Intensiv- oder Todesfällen hakt die Aussagekraft dieser Effektivitätsberechnung. Für einen Nachweis bräuchte man konsequenterweise einen Vergleich. Also: Wenn ein Mensch mit Impfung nicht ins Krankenhaus muss, wäre er ohne Impfung definitiv ins Krankenhaus gekommen? Wenn ein Mensch ohne Impfung ins Krankenhaus muss, wäre er es mit Impfung nicht? In der Öffentlichkeit wird es oft so dargestellt. Selbst wenn die statistischen Auswertungen dies andeuten mögen, eine Beweiskraft haben sie nicht.

RKI_Impfstatus-der-Bevoelkerung-und-der-COVID-19-FaelleBeispiel:
Aus der Grafik des RKI (siehe nochmals rechts) geht hervor, dass der Anteil der Hospitalisierten ab 60 Jahre mit Auffrischimpfung (dunkelblauer Balken) bei rund 60 %, der entsprechende Anteil an der Bevölkerung jedoch bei ca. 85 % liegt. Rein rechnerisch ergibt sich hierfür gemäß RKI eine Impfeffektivität von 80 % (Bericht Seite 15).

Unabhängig von der rechnerisch – wenn auch seit geraumer Zeit fallenden – immer noch hohen Impfeffektivität stellen die Auffrischimpfungen deutlich mehr als die Hälfte der Hospitalisierungsfälle.

Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund interessant, dass sich die Zahl der Impfdurchbrüche gemäß RKI von 538.318 (ca. 0,84 % der vollständig Geimpften) von Ende des Jahres 2021 auf 2.062.073 Fälle bis Anfang Juni 2022 (ca. 3,25 % aller vollständig Geimpften, Monitoring-Bericht) – und somit in nur rund fünf Monaten – überproportional steigend knapp vervierfacht hat.

Resümee

Erstens sieht für mich ein effektiver Impfschutz anders aus – bewusst überspitz formuliert: Die dunkelblauen Balken dürften höchstens in Briefmarkenstärke sichtbar sein . Zweitens ist der überproportionale Anstieg der Impfdurchbrüche kein gutes Zeichen und dürfte zumindest in dieser Größenordnung schlicht nicht passieren.

 


Offenbarungen

Okay, „Offenbarungen“ ist zugegebenermaßen ein etwas reißerisches Wort. Einige – im negativen Sinne – bemerkenswerte / lesenswerte Aussagen und Darstellungen sind jedoch erhalten.

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Hospitalisierungsinzidenz COVID-19-FälleRKI-Hospitalisierungsinzidenz

Die Hospitalisierungsinzidenz weist unter den gemeldeten Fällen die hospitalisierten COVID-19-Fälle aus, bezogen auf 100.000 Menschen. Eine entsprechende Grafik aus dem Monitoring-Bericht ist nebenstehend einsehbar.

Kommentierung RKI

Der einzige relevante Kommentar des RKI zu dieser Grafik lautet wie folgt:

Im Zeitraum MW 16-19/2022 war für ungeimpfte Personen das Risiko, aufgrund von COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt zu werden 6,7-fach (12- bis 17-Jährige), 3,7-fach (18- bis 59-Jährige) bzw. 9,0-fach (ab 60-Jährige) erhöht im Vergleich zu Personen mit einer Auffrischimpfung.

Dass die Zahlen der Ungeimpften im Alter ≥ 18 Jahre seit November / Dezember 2021 und für die 12 – 17-Jährigen seit Januar / Februar 2022 permanent – also auch während der Hochzeit der COVID-19-Fälle im Feb. / März 2022 – und kräftig fallen und was mglw. der Grund dafür sein könnte, bleibt komplett unerwähnt.

Der Unterschied zwischen Ungeimpften und Geimpften ist aktuell bereits dermaßen zusammengeschrumpft, dass das RKI die letzten Werte mittels „Vergrößerungblasen“ darstellen muss .

Es wird zwar ganz allgemein darauf eingegangen, dass alle Inzidenzen fallen, der überproportionale Rückgang der Inzidenzen der Ungeimpften ist jedoch offensichtlich keine extra Kommentierung wert. Das Auffälligste an den Entwicklungen wird einfach ignoriert. Und DAS steht stellvertretend für das, was mich so dermaßen annervt.

Absolute Werte

Sterberisiko-COVID-19-vs.-allgemeinBemerkenswert sind auch die absoluten Werte. Bei den 12 – 17-jährigen Ungeimpften liegt die Spitze bei ca. 1,2 pro 100.000 Personen (0,0012 %), bei den 18 – 59-Jährigen bei ca. 8 pro 100.000 Personen (0,008 %), bei den ab 60-Jährigen bei 38 pro 100.000 Personen (0,038 %)

• Die allgemeinen Sterberaten liegen Äonen über diesen Werten (siehe Grafik rechts aus Sterberisiko: COVID-19 vs. allgemein). Das ist zwar nicht direkt vergleichbar, wenn jedoch schon eine Vorstufe der Versterbens – die Hospitalisierung – sehr gering ist, dann…

• Im Jahr 2014 wurden in Deutschland etwa 3.800 Kinder unter 15 Jahren pro 100.000 Einwohner aufgrund von Verkehrsunfällen hospitalisiert. Dies entspricht ca. 316 Kinder pro Monat bzw. etwa 10,5 Kinder pro Tag pro 100.000 Einwohner.

Mit diesen zugegebenermaßen etwas gewagten Vergleichen soll nur eins verdeutlicht werden:

Die Fokussierung auf den PCR-Wert, die Wertung positiver Testergebnisse als „Erkrankung“ und deren Häufigkeit als „Inzidenz“, das Betrachten von Zahlen (Fallzahlen, Todesfälle) ohne Vergleich, das unablässige Modellieren von exponentiellen Wachstumskurven und Worst-Case-Szenarien, das Ausschließen von relativierenden Informationen, das Verknüpfen von Angst erzeugenden Bildern mit wissenschaftlichen Fakten, das Wiederholen der immer selben Bilder und Informationen haben ein Klima der Angst und Verunsicherung erzeugt. Auch ein großer Teil politischer Entscheidungsträger sowie der Medien haben sich von dieser Angst erfassen lassen. Ein massiver Handlungsdruck wurde geschaffen, der wie in einem Teufelskreis ein „immer-mehr“ an alternativlos erscheinenden Maßnahmen hervorbrachte.

Ein Klima der Angst und Verunsicherung, welches zumindest in der nach wie vor vorliegenden Panik-Modus-Ausprägung definitiv nicht angebracht ist.

„Durchgetestete“ Impfstoffe

Auf Seite 3 des Monitoring-Berichts ist Folgendes zu lesen:

Alle in Deutschland verwendeten COVID-19-Impfstoffe zeigten in den Zulassungsstudien eine hohe Wirksamkeit gegen eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion und schwere klinische Verläufe. Ob diese hohe Wirksamkeit unter realen Bedingungen ebenfalls vorliegt, war zum Zulassungszeitpunkt unklar: Während der Zulassungsstudien zirkulierten andere Virusvarianten als gegenwärtig, Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder hochbetagte Personen waren nicht in die Zulassungsstudien eingeschlossen und die Dauer des Impfschutzes konnte nur eingeschränkt beurteilt werden. Ebenso folgen nicht alle Menschen den Impfempfehlungen der STIKO, sodass ohne Monitoring unklar ist, wie viele Menschen durch eine Impfung geschützt sind und warum manche Menschen sich nicht haben impfen lassen. Deshalb ist es unerlässlich, die Inanspruchnahme und Effekte der Impfung engmaschig und zeitnah zu beobachten und dabei Impflücken oder eine verminderte Wirksamkeit der Impfung in bestimmten Bevölkerungsgruppen zu erkennen, um ggf. Empfehlungen ergänzen oder korrigieren bzw. die Impfkampagne anpassen zu können.

Die „hohe Wirksamkeit“ unter realen Bedingungen war unklar? Wurde dies klar und deutlich vermittelt? Nennt man dergleichen eine „umfassende, lückenlose ‚Durchtestung'“, bevor es auf die Menschheit losgelassen wird?

Es zirkulierten andere Virusvarianten? Trotzdem spricht nichts dagegen, die auf Grundlage dieser „alten“ Virusvarianten entwickelten Impfstoffe auch pauschal für die neuen, aktuellen Varianten einzusetzen?

Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder hochbetagte Personen waren nicht in die Zulassungsstudien eingeschlossen? Wie kann man die Impfstoffe dann ausgerechnet für diese Personengruppen ganz besonders dringlich empfehlen? Das hört sich wie eine „Freilandstudie am lebenden Objekt“ an.

Die Dauer des Impfschutzes konnte nur eingeschränkt beurteilt werden? Bitte genau lesen! Da steht nicht, dass man nicht genau sagen konnte, wie lange die Impfungen wirken. Nein, man konnte die Dauer von vornherein nur eingeschränkt beurteilt. D. h. aus irgendwelchen Gründen wurde eine umfassende Beurteilung verhindert! Nicht die Dauer war eingeschränkt, sondern die Beurteilung für die Zulassung selbst!

Nicht alle Menschen folgen den Impfempfehlungen der STIKO … Deshalb ist es unerlässlich … Effekte der Impfung engmaschig und zeitnah zu beobachten … oder eine verminderte Wirksamkeit der Impfung in bestimmten Bevölkerungsgruppen zu erkennen.
Umkehrschluss / Übersetzung: Hätten sich nur alle impfen lassen, hätte es überhaupt keine Prüfung auf Effekte der Impfungen bzw. auf eine verminderte Wirksamkeit gegeben! Bitte intensiv darüber nachdenken, was das bedeutet hätte und warum darüber lamentiert wird!

Bedarf

Auf Seite 5 steht dies:

Neben dem Beginn der Impfung bei Ungeimpften besteht auch bei den bisher lediglich Grundimmunisierten der Bedarf, Impflücken zu schließen.
Wer oder was definiert, wer welchen BEDARF hat? ICH habe keinen BEDARF an einer Impfung. Sind die ungeimpften „7,3 Mio. Personen im Alter von 18-59 Jahren und 1,9 Mio. Personen ab 60 Jahre“ (ebenfalls Seite 5) alle debil und unmündig, sodass „im Namen“ dieser Menschen willkürlich ein BEDARF erklärt werden muss? Wie arrogant und weltfremd ist das denn! Was für ein respekt- und rücksichtsloses Menschenbild zu den Ungeimpften steht da dahinter!

 

Altersklassen

Seite 7:

Von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten stehen nur aggregierte Daten mit Angaben zur Postleitzahl der Praxis, zum Impfstoff, zur Impfstoffdosis und lediglich mit den Alterseinteilungen 5-11 Jahre (ab KW 50), 12-17 Jahre, 18-59 Jahre und ≥ 60 Jahre (bei der KBV jedoch ohne Impfstoffbezug) zur Verfügung. Daher kann über das Impfgeschehen nur zuverlässig in diesen Aggregationsstufen berichtet werden (vgl. tägliche Tabelle mit den gemeldeten Impfquoten bundesweit und nach Bundesland). Der Impffortschritt in differenzierteren Altersgruppen und auch eine Darstellung von Impfquoten nach Landkreisen ist mit den verfügbaren Daten nicht abbildbar.

Das erklärt einiges. Sinnvolle Alterseinteilungen sind nun schlicht nicht mehr machbar, da von Beginn an nur die vorstehenden verwendet wurden. Warum auch immer diese Unterteilung gewählt wurde, daran wird sich mit hoher Sicherheit nichts mehr ändern. Die Berechnungen der Impfeffektivität durch das RKI ist daher auch in Zukunft nur sehr bedingt brauchbar.

Verhinderung milder Verläufe

Seite 10

Da die derzeit verfügbaren Impfstoffe mehrere Monate nach der Impfung eine asymptomatische Infektion oder milde Verlaufsform von COVID-19 inzwischen nur noch in geringem Maße verhindern können, …

Was für ein Glück, dass es nur asymptomatische Infektion (also Infektionen ohne Symptome) und milde Verläufe betrifft. Starke Verläufe werden demzufolge weiterhin in hohem Maße verhindert? Logisch?

Datenerhebung zur Impfeffektivität

Seite 15

Die für diese Analysen verwendeten Daten sind nach IfSG übermittelte Meldedaten, die nicht explizit zum Zweck der Impfeffektivitätsberechnung erhoben wurden. Angaben zu Impf- und Hospitalisierungsstatus sind nicht Teil der Labormeldung bei Nachweis von SARS-CoV-2, sondern müssen durch die Gesundheitsämter häufig nachermittelt werden.

Laien wie ich könnten daraus schließen, dass eine Überprüfung der Impfeffektivität nie geplant war. Wozu auch, wird schon passen. Und wenn nicht, auch egal. Wer wird schon nachfragen? Überaus vertrauenerweckend. Wie auch immer, die Dokumentationen des RKI und seiner Konsorten sind – positiv ausgedrückt – mit Vorsicht zu bewerten.

 


Schlussfolgerungen

Im Wesentlichen sind zwei Dinge auffällig:

Erstens kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine regelmäßige Überprüfung der Impffolgen bzw. der Impfeffektivität nie geplant war. Man hat sich dann halt irgendwann dem Druck gebeugt und doch noch irgendwas „hingezaubert“. Dass der Zauber unterschiedliche Werte der „alten“ im Vergleich zu den „neuen“ Werten aufweist, ist an sich bereits mehr als befremdlich. Das die aktuelle Berichterstattung nun plötzlich in der Mehrzahl auch noch bessere Werte der Impfeffektivitäten aufzeigt, ist einfach nur noch unglaubhaft.

Zweitens sind die verwendeten Alterseinteilungen 5 – 11 Jahre, 12 – 17 Jahre, 18 – 59 Jahre und ab 60 Jahre völlig unzureichend. Die deutliche Mehrheit der Todesfälle entfällt auf die ≥ 80-Jährigen, diese werden zur Impfeffektivität jedoch nicht einzeln betrachtet. Die 50 – 59-Jährigen werden in einen Topf mit den 18 – 49-Jährigen geworfen, obwohl letztere kaum betroffen sind.

Die Analysen des RKI zur Impfeffektivität sind m. E. daher bestenfalls nur bedingt tauglich. Wer sie für vollkommen nutzlos und bewusst irreführend hält, liegt wohl auch nicht ganz falsch. Dass das RKI trotzdem „für geimpfte Personen aller Altersgruppen von einem sehr guten Impfschutz“ spricht, ist für mich vorgabenbedingte Augenwischerei.