»I don’t Like Mondays«

oder »Es gibt einfach zu viele Idioten«

Fußball Bundesliga.

Seit kurzem werden aus vertragsrechtlichen Gründen auch einige Spiele der 1. Bundesliga montags durchgeführt. Viele Fußballfans hassen diese terminliche Ansetzung. Aber anstatt einfach zu Hause zu bleiben, werden zur Meinungsäußerung „Strafaktionen“ wie „erst zur zweiten Halbzeit erscheinen“, „dem Spielfeld den Rücken zudrehen“ oder „Schweigeminuten ohne Fangesänge“ gestartet. Wie trotzige Kleinkinder, denen man im Sandkasten das Förmchen geklaut hat .
Um ihrem Anliegen besonderen Nachdruck zu verleihen, wurde beim Spiel Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt vom 11.03.2019 mal wieder der Song »I don’t Like Mondays« von den „Boomtown Rats“ im Stadion abgespielt. (>>)

Das Lied wurde von Bob Geldorf komponiert und getextet. Dabei geht es um die 16-jährige Brenda Ann Spencer, die am Montag, den 29. Januar 1979 mit einem halbautomatischen Gewehr aus einem Fenster ihres Elternhauses auf das gegenüberliegende Gelände der Grover Cleveland Elementary School in San Diego schoss. Es wurden zwei Menschen getötet und neun Menschen verletzt. Die Begründung von Brenda Ann Spencer:

“I don’t like Mondays. This livens up the day.” („Ich mag keine Montage. Dies belebt den Tag.“  (>>)

Fußballfans verwenden zur Untermauerung ihres wahrhaftig „weltbewegenden“ Anliegens einen Song, der von einer echten Tragödie handelt. Und das nur deshalb, weil der Titel so schön passt. Offensichtlich – wie bei so vielen anderen Dingen auch – ist der Hintergrund des Liedes nicht bekannt (wenn doch, umso schlimmer). Der Song soll aufrütteln und echte Missstände in der Gesellschaft aufzeigen. Missstände, die in „Massakern“ enden. „Banalitäten“ wie Fußballspiele am Montag hatte Herr Geldorf mit Sicherheit nicht im Sinn.
Debile Fußballfans sind nicht die Mehrheit in unserer Gesellschaft. Eine vernachlässigbare Minderheit sind sie jedoch auch nicht. Was sagst das über unsere Gesellschaft aus?

Insbesondere, wenn man zusätzlich auch noch einen Radio-Kommentar berücksichtigt. Sinngemäß wurde in HR 1 folgendermaßen kommentiert:

»Tolle Choreografie der Eintracht-Fans, bei der sie I Don’t Like Mondays von den „Boomtown Rats“ spielten.«

Fußballspiel / Massaker; Massaker / Fußballspiel. Tolle Choreografie? Ja, ja, unsere „bildenden“ Medien. Kritisch bis in die Haarspitzen. „Brot und Spiele“ dürfen nicht wirklich in Frage gestellt werden.
Es gibt einfach zu viele Idioten.

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