Datenhandel in Deutschland / Überwachung / Zensur(potential)

Das Kleingedruckte

Letztes Jahr war mehrfach „Dialogpost“ von Vodafone in meinem Briefkasten; Dialogpost, die sehr speziell aufgemacht war.
Nachstehende Abbbildung zeigt dieses spezielle „Erscheinungsbild“:

Mit einer beispiellos hinterlistigen Marketing-Kampagne versucht Vodafone Kunden zu gewinnen (>>).

Diese an Frechheit kaum noch zu überbietende Werbekampagne sollte jedem Vodafone-Kunden zu denken geben und Alternativangebote attraktiv erscheinen lassen.

An dieser Stelle liegt das Augenmerk jedoch auf dem Kleingedruckten – wie so häufig, ist das das eigentlich Interessante:

Aus dem Kleingedruckten erfahren wir, dass es offensichtlich „Dienstleister“ gibt, die meine Adressdaten OHNE meine Zustimmung, OHNE mich zuvor in irgendeiner Art und Weise kontaktiert zu haben, „zum Zwecke werblicher Ansprache“ an interessierte Werbetreibende veräußern.

Unwillkürlich drängen sich Fragen auf: Wie kann das sein? Wer steckt dahinter? Um welche Daten handelt es sich?

In meinem Fall war der Diensleister die AZ Direct GmbH.


Kurzer Einschub:

Update 29.05.2018:
„Merkwürdigerweise“ ist die Studie auf der nebenstehend verlinkten Seite des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz seit rund einer Woche nicht mehr abrufbar.
Ausgerechnet zu diesem brisanten Thema wird eine entsprechende Studie „vom Markt genommen“!?!
Warum??
Da soll man nicht zum Verschwörungstheoretiker werden .
Die verlinkte pdf funktioniert noch!!!

Update 02.06.2018:
Meine wirklich (!!) durchgeführte Anfrage beim Bundesministerium, warum die Studie nicht mehr zur Verfügung steht, war offenbar erfolgreich . Der Link funktioniert wieder; die Studie kann wieder eingesehen werden; BITTE !!

Im Weiteren – vor allem im „Kapitel“ Datenhandel in Deutschland – stammt vieles aus nachstehender Studie, welche im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz erstellt wurde (Stand: 25. April 2017)

Ökonomischer Wert von Verbraucherdaten für Adress- und Datenhändler
Hier direkt zur *pdf

sowie der Seite

Safeadress

Ich kann nur jedem wärmstens empfehlen, die Studie und Safeadress zu Sichten – höchst interessant.


AZ Direct GmbH (Bertelsmann)

„Metadaten“ zur AZ Direct (aus o.g. Studie; alternativ hier als Bild):

Allgemeine Profildaten                 
UnternehmensstrukturGesellschaft mit beschränkter Haftung (Mutterkonzern: Arvato Bertelsmann)
Unternehmenszweck, Geschäftsbereiche, GeschäftsmodellAdress-Service/Dialogmarketing, Datenvermietung, Datenbereinigung, Datenanreicherung, Verknüpfung von Offline- und Onlinedaten 
UnternehmensgrößeMitarbeiter: k.A.
Umsatz 2014: >130 Mio. Euro (Schätzung)
Datenbestand
Art der personenbezogenen DatenbeständeName, Anschrift mit Merkmalen zur Soziodemografie, Psychografie, Branchen-Typologie, Struktur, Wohndauer, Haushaltseinkommen, Umfeldstruktur, Gebäudetyp, Echtalter etc. 
Volumen Datenbestand63 Millionen Konsumenten, 34 Mio. Postadressen und 35 Mio. E-Mail-Adressen, 600 verschiedene Merkmale 
DatenquellenÖffentliche Quellen (Landes-Vermessungsämter), Kooperationspartner (Deutsche Post Adress, TNS Infratest, GfK, F&B, Infoscore, Callcredit Group, microm, beDirect, Arvato Financial Solutions, IFH Köln)
Dienstleistungen und Weitergabe der Daten
Produkt- und DienstleistungsübersichtAZ Dias (Audience Targeting System), regional exaktes E-Mail-Marketing, Display Advertising, Data Secure TTP, Kampagnenmanagement-System, Zusammenführung Offline- und Onlinedaten
Speicherung und Übermittlung der Daten/Produkte (Transaktion)Adressvermietung über Lettershop, E-Mail-Adressen über Permission Eigner, Anonymisierte Übermittlung mit DIAS Secure TTP, Anonymisierte Verknüpfung mit Data Secure TTP

Ergänzend noch zwei Beispiele zu „Datendeals“ der AZ Direct:

AZ Direct schließt exklusiven Datendeal mit Gelben Seiten

AZ Direct vermarktet exklusiv Beilagen und Adressen der Klingel Gruppe

Insgesamt erschreckend beeindruckend, beeindruckend erschreckend.
Insbesondere jedoch dieses Detail:

  • Der Mutterkonzern von AZ Direct ist Arvato
  • Arvato wiederum ist eine hundertprozentige Tochter der Bertelsmann Group

Arvato ist das Unternehmen, dass gemäß deren Pressemitteilung aus Februar 2018, für mich doch stark romantisierend, informiert…

Facebook beim Thema Content Moderation auch zukünftig umfassend und professionell zu unterstützen.

Die Maas’sche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme – das „Netzwerkdurchsuchungsgesetz“ – wird von Arvato / Bertelsmann sicherlich mit Wohlwollen aufgenommen worden sein.
Abgesehen davon haben die jahrzehntelangen, politischen „Umerziehungsmaßnahmen“  offensichtlich gewirkt:

80 % der von Forsa-Befragten hielten Gesetze und Richtlinien gegen gezielte Falschmeldungen für notwendig.

Fremdbestimmung wird offenbar immer beliebter.  Ist ja auch so schön bequem, sich nicht selbst drum kümmern zu müssen. Da bleibt mehr Zeit für Selfies und andere wichtige Dinge. (Ironie Ende)

„Content Moderation“, welch hübsch verniedlichende Formilierung für das Aussortieren, respektive Löschen, von sogenannter (wie definierter?) „Hatespeech“ und (wie definierter?) „Fakenews“ usw.

Oder einfach unliebsamer, weil nicht den Vorgaben des Mainstreams entsprechenden Beiträge? Wer überwacht das? Wer definiert das? Orwell würde sich im Grab umdrehen

Zudem ist Arvato bzw. Bertelsmann – insbesondere die so harmlos klingende Bertelsmann Stiftung – intensiv mit „der Politik“ verbandelt; bsp. NRW:

Nach Auskunft von Arvato selbst werden 80 Prozent der Bürgeranfragen an die Staatskanzlei (NRW) bereits im Erstkontakt fallabschließend durch deren Mitarbeiter behandelt (>>).

Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage 21 der Fraktion der PIRATEN
Drucksache 16/11660
zu Aktivitäten und politischen Initiativen der Landesregierung im mittelbaren und unmittelbaren Zusammenhang mit der Bertelsmann Stiftung, ihren Tochtergesellschaften, ihren Gesellschaftsanteilen und mit ihr verbundenen Initiativen, Einrichtungen und Personen sowie der Bertelsmann SE & Co. KGaA, ihren Tochtergesellschaften, ihren Gesellschaftsanteilen und mit ihr verbundenen Initiativen, Einrichtungen und Personen (>>)

Kurz wieder zurück zu AZ Direct; auch die können mit Facebook (in diesem Fall AZ Direct Schweiz):

Gewinnen Sie neue Kunden mit einer digitalen Marketing-Kampagne über E-Mail und Facebook. Treten Sie in Kontakt mit 150‘000 potenziellen Neukunden. Für Sie wählen wir 50‘000 Erfolg versprechende, neue E-Mail-Adressaten und 100‘000 Facebook-Kontakte aus – für nur 13 Rappen pro Kontakt (>>).

Unglaublich! Nebenbei: Wer das Geschäftsmodell vom (Täter) Facebook / WhatsApp immer noch nicht kapiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen.

„Kurzer“ Exkurs:
Für mich als „Ottonormalverbraucher“ ist es schlicht unmöglich, sich in dem ganzen Wirrwarr von personellen und unternehmerischen Verflechtungen ein umfassendes, lückenloses Bild zu erarbeiten.

Um ein erstes „Gefühl“ für den Moloch Bertelsmann zu bekommen, kann und sollte man sich jedoch relativ gut und schnell informieren.

Moloch Bertelsmann

Bertelsmann auf einen Blick
Bertelsmann Finanzberichte

In den Geschäftsberichten sind alle Tochterunternehmen von Bertelsmann aufgeführt (direkter Link zum GB 2016).
Ich kann mich nur wiederholen: Erschreckend beeindruckend, beeindruckend erschreckend.

Bspw. gehört die Henri-Nannen-Schule zu 95 % – im Grunde also vollständig – zum Bertelsmann-Imperium.

Die Henri-Nannen-Schule ist die Journalistenschule von drei großen deutschen Medienhäusern: dem Gruner+Jahr-Verlag, dem ZEIT-Verlag und dem SPIEGEL-Verlag. (>>)

Ist das das Fundament für echten kritischen, objektiven / unabhängigen und investigativen Journalismus, wenn eine DER Journalistenschulen Deutschlands zum größten Medien-/Verlags-Imperium Deutschlands gehört?
Natürlich habe ich letztlich keine Ahnung, was und wie an dieser Schule gelehrt wird.
Gleichschaltung zu verhindern, sieht für mich jedoch definitiv anders aus!
An dieser Stelle muss die Frage Cui Bono? gestattet sein.

Auch mit Blick auf die meisten anderen Journalistenschulen Deutschlands wird das Bild nicht viel besser. Die Mehrzahl gehört entweder

  • indirekt zum Bertelsmann-Konzern (RTL)
  • dem Springer-Verlag (der auch mit Bertelsmann bzw. Gruner & Jahr in Beziehung steht: hier, hier und hier)
  • zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (der wiederum die Verlagsgruppe „DIE ZEIT“ gehört!! – d.h, die Journalisten „Der Zeit“ werden zumindest z. T. über die Henri-Nannen-Schule vom Bertelmann-Konzern ausgebildet)
  • parteinahen „Stiftungen“ etc.
  • oder kirchennahen Institutionen

Auch hierzu muss ich mich wiederholen: Ist das das Fundament für echten kritischen, objektiven / unabhängigen und investigativen Journalismus?
Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten!
Meine persönliche Einschätzung ist ein deutliches NEIN!!
Entsprechend bewerte ich auch überwiegend die Bericherstattungen in unserern Medien: gleichgeschaltet, tendenziös, abhängig, vorgegeben Meinungen / Richtungen folgend

Nicht jeder Journalist durchläuft in seiner Ausbildung eine der Journalistenschulen.
Ein Blick auf einige der Absolventen der Henri-Nannen-Schule reicht jedoch schon…

Es gibt auch beim einschlägigen „Mainstream“ immer mal wieder brauchbare Beiträge, Sendungen, Artikel etc. Die Betonung liegt allerdings auf „immer mal wieder“!
Meine Meinung: Wer sich durch die üblichen, etablierten Medien gut informiert fühlt, ist schlecht informiert.

Auf die Schnelle ein weiteres Beispiel:

Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft, ddvg, dem Unternehmensbereich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD (>>)

Die SPD ist im Grunde ein Verlagshaus (DDVG) mit angeschlossener Politik-Abteilung. Interessant die Beteiligungen der DDVG; u. a. folgende:
– Die DDVG hält eine 40 %-Beteiligung an der „Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG“, die restlichen 60 % hält Gruner + Jahr (wir erinnern uns, wem Gruner+ Jahr gehört? Siehe oben!).
– Die DDVG hält außerdem noch 23,1 % an einem der größeren Player am Markt, der Madsack Mediengesellschaft.

Cui Bono?

Kein konkreter Hintergrund an dieser Stelle, nur eine allgemeine, vollkommen zusammhangslose Bemerkung : Zensur kann auch ganz subtil ablaufen, bspw. durch das Weglassen von wichtigen Informationen und / oder einfach nicht darüber berichten usw.

Was haben wir bis hierhin?
(vereinfachte Darstellung!)

Wir haben eine Firma – AZ Direct -, die Datenhandel u.a. mit Facebook-Kontakten betreibt und gleichzeitig die Tochter eines Unternehmens – Arvato – ist, welches bei Facebook Inhalte löscht.
Und dies alles unter dem Dach eines Konglomerats – Bertelsmann -, dem in Deutschland die halbe – wenn nicht mehr- Medienwelt gehört und dessen Verflechtungen mit Politik und Wirtschaft – vorsichtig formuliert – entsprechende Einflussnahmen vermuten lassen.

Wenn das kein Geschmäckle (oder mehr) hat…

Zurück zum Ursprungsthema:

Datenhandel in Deutschland

Um es hier nicht (noch mehr ) übermäßig ausufern zu lassen, folgend nur einige relevante Punkte aus den beiden eingangs schon aufgeführten und nachstehnd nochmals gezeigten Quellen zur ersten Übersicht.
Um das ganze Ausmaß im Detail zu erfassen, empfehle ich wirklich, eingehend die Quellen zu sichten
.

Safeadress


Ökonomischer Wert von Verbraucherdaten für Adress- und Datenhändler

Hier direkt zur *pdf

Zunächst ein Überblick über die „Big-Player“ am Markt und grundsätzlicher, personenbezogener Merkmalskategorien (>>).

Datenhandel Big Player

Das sind „nur“ die Platzhirsche am Markt, es gibt noch viele mehr.
Bspw….(>>)

Datenhandel Marktteilnehmer

Zwischen den aufgeführten Unternehmen gibt es vielfältige Kooperationsverträge und Beteiligungsverhältnisse sowie Joint Ventures. Dadurch ist der Austausch von Daten auch zwischen Wettbewerbern sichergestellt. (>>)

Wie schön.

Adresshandel ist der An- und Verkauf von Postanschriften oder E-Mailadressen von Verbrauchern. Diese Daten können nach den Wünschen der jeweiligen Abnehmer anhand umfangreicher Kriterienkataloge wie Konsumverhalten, Liquidität und Zahlungsverhalten vorgefiltert und „veredelt“ werden. Ursprünglich bestand der Hauptzweck des Adresshandel darin, für Unternehmen Adressen zur Werbung von Neukunden bereitzustellen. Durch die Möglichkeiten der digitalen Datenverarbeitung haben sich das Einsatzgebiet und der Ablauf des Adresshandels stark verändert. Adressen werden mit beliebig vielen Merkmalen aus unterschiedlichsten Quellen verknüpft und mit Hilfe statistischer Verfahren ausgewertet.

Auf Basis der Ergebnisse beobachten Unternehmen ihre Kunden hinsichtlich zu erwartender Verhaltsweisen.
Es werden Vorhersagewerte zu unterschiedlichen Themenbereichen gebildet. Wer wird wann was kaufen wollen, wie entwickelt sich der Gesundheitszustand von Personen, sind Kunden finanziell stabil, verschuldet bzw. auf dem Weg in die Verschuldung – das sind nur einige der Fragestellungen.
Dieses Screening trifft nicht nur die Bestandskunden, sondern quasi jeden Verbraucher, der in Datenbanken erfasst ist. Interessante Personen werden identifiziert und Risikokunden vom Angebot ausgeschlossen. Es wird z. B. entschieden, welche Kunden welche Verträge zu welchen Konditionen abschließen können und welche Angebote und Konditionen ihnen vorenthalten bleiben. (>>)

Hier wird schon einer DER für mich entscheidenden Punkte deutlich. Die auf dem Datenhandel basierenden Konsequenzen für jeden Einzelnen von uns laufen im Hintergrund ab, ohne das wir es auch nur ansatzweise mitbekommen!!

Job nicht bekommen? Versicherungsvertrag abgelehnt? Mietwohnung nicht bekommen? etc. pp.
Möglicherweise wurden in solchen Fällen zuvor ja entsprechende Erkundigungen eingeholt und man hat nicht in das gewünschte Profil gepasst? Wer weiß?

Klar sollte sein, dass das immer wieder aufgetischte Argument „Ich habe doch nichts zu verbergen“ angesicht diesen Hintergrunds lächerlich naiv ist. Es beweist lediglich, wie uninformiert diese Person ist und / oder dass ihr die zunehmende Fremdbestimmung einfach egal ist – beides kann ich nicht verstehen, erklärt aber so einiges.

Wie detailiert und umfangreich ein jeder von uns – direkt oder indirekt – erfasst ist, machen die folgenden Beispiele klar.

Bei der mikrogeografischen Datenbank microdialog von Deutsche Post Direkt werden über 1 Mrd. Informationen zum Lifestyle, Konsum- und Informationsverhalten von Konsumenten aggregiert und auf der Ebene von Mikrozellen, die im Schnitt aus 6,6 Haushalten bestehen, entsprechende statistische Wahrscheinlichkeitswerte gebildet. Grundlage hierfür ist die Haushaltsdatenbank von Deutsche Post Direkt mit Informationen zu rund 37 Mio. Verbraucher-Adressen.

Zu den Analysevariablen zählen sozidemografische Daten, Strukturdaten sowie Konsumdaten. Für die Branchen Automotive, Banken und Versicherungen bietet die Deutsche Post Direkt weitere spezifische Informationen auf der mikrogeografischen Ebene an, bspw. über die PKW-Dichte oder Girokonto-Wechsler. Darüber hinaus kooperiert die Deutsche Post Direkt mit dem Internetmarktplatz eBay und bildet mittels anonymisierter Transaktionsdaten insgesamt 22 sog. Sortimentsaffinitäten ab, bspw. Garten und Heimwerken, Uhren und Schmuck oder Wellness. Diese enthalten Informationen über die zuletzt getätigten Käufe (12 Monate und 24 Monate) oder den durchschnittlichen Bestellwert der Konsumenten in den jeweiligen Segmenten. (>>)

Für den Einsatz von Dialogmarketing-Maßnahmen stellt die einfache Haushaltsadresse, die auf den Namen, die Anschrift und Postleitzahl beschränkt ist, eine eher ineffiziente Ansprache mit hohen Streuverlusten dar. Deshalb bieten die Adress- und Datenhändler zusätzliche Selektionsmerkmale zu den Postadressen an. Mittels der Selektionsmerkmale lassen sich dann die entsprechenden Zielgruppen anhand bspw. soziodemografischer Daten, der Wohnsituation, geografischer Daten oder Konsuminteressen eingrenzen. (>>)

Die Deutsche Post Direkt bietet in Zusammenarbeit mit der mircom Micromarketing-Systeme und Consult GmbH, ein Unternehmen der Creditreform-Gruppe, zur Kundensegmentierung verschiedene sog. microdialog Lebenswelten an:

Die microm Geo Milieus basieren auf dem Zielgruppenmodell des Sinus-Instituts, das in seinen Sinus-Milieus zehn Gruppen anhand deren sozialen Lage, Wertorientierungen, ästhetischen Präferenzen sowie Einstellungen zum Alltag, Arbeit, Freizeit und Familie unterscheidet. Dieses psychografische Modell wurde mit den mikrogeografischen Datenbeständen von microm verknüpft, sodass jedes der ca. 19 Mio. Häuser in Deutschland mittels statistischer Wahrscheinlichkeitsberechnung den einzelnen Sinus-Milieus zugeordnet werden kann.

Die microm Limbic Types wiederum verknüpfen das von der Gruppe Nymphenburg Consult AG gebildete neurowissenschaftliche Segmentierungsmodell Limbic Types mit den mikrogeografischen Daten von microm und ordnen jedem Gebäude in Deutschland eines der sieben Persönlichkeitssegmente zu: Abenteurer, Performer, Disziplinierte, Traditionalisten, Harmoniser, Offene oder Hedonisten. Mit den microm LoHaS vermarktet die Deutsche Post Direkt ein weiteres Segmentierungsmodell, das in Kooperation von microm und dem Sinus-Institut entstanden ist. (>>)


Was kann man tun?

Ein vollständiges Ausklinken aus diesem 1984-Wahnsinn ist nach meiner Einschätzung nicht mehr möglich (keine Chance!); es sei denn, man fristet zukünftig ein Dasein als Eremit, was letztlich aber doch eher keine echte Alternative darstellt .

Um wenigstens nicht vollumfänglich transparent zu sein und – im besten Falle – vielleicht ein letztes Bisschen an Privatssphäre zu erhalten, sehe ich nur eine Möglichkeit, nämlich so wenig Spuren zu hinterlassen, wie möglich.

In meinem Fall sieht das in etwa wie folgt aus:

  • Payback / Ikea Family usw. sind tabu
  • Facebook / WhatsApp usw. sind tabu
  • Ebay nur, wenn gar nichts anderes mehr geht
  • Wenn möglich, bar bezahlen
  • Etwas älteres Handy ohne Android-Google-App-Schnickschnack, Standortdienste usw. deaktiviert
  • Bei Amazon habe ich meine Aktivitäten drastisch runtergefahren. Es gibt für viele Dinge wirklich gute und zumeist auch nicht (viel) teurere Alternativen, bei denen man (hoffentlich!) nicht ganz so „überwacht“ wird – oder es zumindest schwieriger wird. Das ist zwar nicht ganz so bequem und funktioniert auch nicht für alles (dafür ist das Angebot bei Amazon einfach zu gut), ist aber grundsätzlich machbar.
  • Amazon Echo, Google Home etc. vollkommen inakzeptabel
  • Browser: Adblocker, Better Privacy, Cookies setzen wird von mir überwacht, Nachverfolgung deaktiviert, diverse weitere „Anonymisierer“, usw.
  • Startpage als Suchmachine
  • uvm.

Womit ich auch schon wieder einiges über mich preisgegeben habe , was es mir an dieser Stelle aber wert war.

Nichts davon schützt wirklich umfassend. Ist man online, hinterlässt man Spuren; bezahlt man mit Kreditkarte hinterlässt man Spuren usw. All das macht jeder von uns, ich auch.
Ein vollständiges Entrinnen geht einfach nicht mehr.
Jedoch muss man das Ganze durch Ignoranz, Bequemlichkeit, Naivität usw. nicht auch noch „aktiv“ unterstützen.

Wir werden zunehmend fremdbestimmt und merken es nicht mal – insbesondere die jungen Generationen, die mit diesem Wahnsinn aufwachsen und ihn daher quasi zwangsweise als alternativlose Normalität wahrnehmen.
Datenhandel und alles was daran hängt ist ein gewichtiger Teil davon.
Man sollte deshalb wenigstens versuchen, wann und wie immer es möglich ist, ihn mit so wenig persönlichen Daten zu versorgen, wie es nur geht.

Und abschließend noch etwas:
Ich fürchte, dass das wirklich ganze, mögliche Ausmaß dieses (Überwachungs)Dilemmas die Bevölkerung erst dann treffen wird – oder es ihr, wenn überhaupt, erst dann richtig bewusst wird -, wenn es mal wieder zu spät ist, nämlich dann, wenn wieder schlechtere Zeiten anbrechen (und das werden sie!!).
Das etablierte System ist prädestiniert dafür, in schlechten Zeiten schrankenlos gegen die eigene Bevölkerung verwendet zu werden – noch viel intensiver als ohnehin bisher schon.

Schöne neue Welt – soll keiner sagen, man konnte es nicht kommen sehen!