Schonungsloser Debitismus, schonungslos beschrieben

Das debitistische Hamsterrad

Das eigene Hamsterrad

Die kommenden Wochen fordert das debitistische Hamsterrad seinen Tribut. Sprich, ich bin beruflich stark eingespannt und werde daher voraussichtlich nur sporadisch Zeit finden, mich um neue Beiträge zu kümmern. Niemand hat gesagt, dass einen die Kenntnis über den Debitismus auch für ihm schützt .

Der vorliegende Beitrag ist bereits dem Drehen des Hamsterrads geschuldet; ich muss es mir einfach und zeitsparend machen. Ich gebe daher „nur“ einen Forenbeitrag wieder. Der hat es m. M. n. allerdings in sich.

Das „jedermann“ Hamsterrad

Debitismus ist kein Wunschkonzert. Debitismus ist systemische Hebamme und Scharfrichter in „Personalunion“. Dazwischen ist „er“ der Hamsterraderzwinger. Das Hamsterrad, dass – gnadenlos druckaufbauend – immer schneller gedreht werden muss … bis es aus den Angeln fliegt.

So wie es gar nicht genug Schulden geben kann, um möglichst viele Menschen unter debitistischen Druck zu setzen, damit die Wirtschaft vorwärtsgeprügelt wird, damit es allen besser geht, so kann gar nicht genug konsumiert werden!
(„Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert“)

Nachstehender Forenbeitrag beschreibt die Zusammenhänge – absolut angebracht – nüchtern und schonungslos. Denn „der Debitismus“ schert sich keinen Deut um die Befindlichkeiten der in ihm lebenden Menschen. „Nicht wahr haben wollen“ ändert nichts! Im Gegenteil, der unerbittlichen Fratze die Maske herunterzureißen hat sogar was Befreiendes!

P.S.: Der Forenbeitrag bezieht sich u. a. auf diesen Artikel: „Machtlose EZB als Gefahr für die Märkte“.
P.P.S.: Einige [Ergänzungen], Links und Texthervorhebungen wurden zum besseren Verständnis von meiner Wenigkeit integriert.

Schonungsloser Debitismus, schonungslos beschrieben

„Da stehen sich zwei Meinungen unversöhnlich gegenüber“:

verfasst von Silke, 26.04.2019, 17:42
(editiert von Silke, 26.04.2019, 18:41)

1. Die, dass Geld zirkuliert, weil irgendwann irgendwie alle „Vertrauen“ darin haben. Der Driver ist „Gutgläubigkeit“.
[auch Herr Stelter vertritt diese Meinung] 2. Die, dass Geld nur durch seine zentralmacht-verursachte Erklärung zum STZM [Steuerzahlungsmittel] und GZ [gesetzliches Zahlungsmittel] kurant gemacht werden kann. Der Driver ist der ex nihilo gesetzte Zwangs-, alias „Steuertermin“.“
@dottore 2004

Lieber Odysseus,

ist die zweite (richtige) Gelderklärung verstanden, erübrigen sich alle Überlegungen zu Klempnereien jeglicher Art am bestehenden Geldsystem einschliesslich verschwörerischen Hoffens auf einen neuen Goldstandard, der dann alles, alles zum Guten wendet, weil dann das schöne Geld wieder mit richtig doll werthaltigem Zeug (hoher intrinsischer Wert von Gold) gedeckt sei.
Der TBO-Blog [think beyond the obvious] wäre schlicht überflüssig, seine Lösungsvorschläge entbehrlich.
Jeder würde begreifen, dass die EZB alles richtig macht, das System funktioniert bis es nicht mehr funktioniert, nicht heilbar ist, aber zu einem entsprechend hohen Preis per Aufrechterhaltung der Aufschuldung gestreckt werden kann wie der @dottore und Mitstreiter ausführlich beschrieben haben.

So lange es machbar ist zediert das Zentralmachtsystem den Systemelementen Macht (die es ihnen allerdings immer erst davor rauben muss), räumt „Freyhaiten und Privilegien“ ein, dass die Untereigentümer rödeln können, um ihr Untereigentum zu mehren und sich reich und reicher zu fühlen, wenn sie nur mehr oder weniger brav dafür sorgen, dass das Obereigentum der Macht dabei verteidigt wird (Steuern zahlen, Aufschulden ermöglichen, Nachschuldner stellen und immer mehr neue Ressourcen auftun).
Dadurch wiederum kann das ZMS [Zentralmachtsystem] seine Rechts- und Handlungsräume verteidigen, seine Komplexität erhalten und sogar ausbauen, seine Be- und Entmächtigungen betreiben und damit seinen Insassen Zeit verschaffen, seine Implosion hinausschieben, bis es dann doch simplifizieren muss – alle gewinnen bis dahin Zeit, die meisten bezahlen dafür teuer.

Kommt das System wegen zunehmender Überschuldung ins Stocken (Nachschuldner werden rar, Vorfinanzierung kann nicht mehr weiter simuliert werden, Ressourcen schwinden) wird die Machtzession mehr oder weniger schnell beendet, das Privateigentum kassiert und das System schaltet wieder in den Ausgangszustand der formlosen Gewalt um – Militärdiktatur und Kommandowirtschaft oder die Zentralmachtstruktur löst sich auf und @dottore sein Warlordszenario und Faustrecht des Stärkeren beginnt, während die kritische Infrastruktur verglüht.

Zwischenschritte dahin sind Teilenteignungen, wobei bestimmte Eigentümergruppen unter Jubel der anderen belastet werden z.B. Autofahrer oder Nichtökos per Sondersteuern, Vermieter per Mietpreisbremse, Vermögens- und Erbschaftsbesteuerungen, teilweise Wegnahme der Freiheiten und Privilegien mit Aufweichen des Rechtsstaates und Abschaffung der Bürgerrechte (bis hin zu Notstandsbewirtschaftung) und zwangsweises Nachschuldnerstellen per Lastenausgleich aller Art oder das immer weniger Junge und Arbeitende Renten bezahlen für wildfremde Alte und/oder Unfähige und Unwillige alimentieren bzw. Steuerzahler für einen riesigen Bürokraturapparat mit bis zu vier Regierungsebenen (Gemeinde, Land, Bund, EU) und deren Berater sowie für unzählige BS-Jobs aufkommen.

Endet das sich globalisierende Zentralmachtsystem nach den feuchten Träumen der Anarchisten, dann endet auch das staatlich garantierte Eigentum, Geld, Zins, Werte Preise, Recht, Gesetz und die ganze Welt, wie wir sie heute noch kennen.

Das kann man jetzt mögen oder nicht, aber dass es so ist, kann ja so schwer auch wieder nicht zu verstehen sein.
Geht der Staat unter reisst er seine Bürger mit und verwüstet sein Territorium.
Geht der globale Staat unter gilt das global.

Ohne Macht geht nichts!
wobei es IMHO vor allem auf die Verteilung ankommt (bzw. auf die Beziehungen), die bei näherer Betrachtung irritieren – ein abgeklärtes Alien würde unser Tun auf der Erde bestaunen und nicht verstehen, was wir hier treiben.
Wir halten uns die eigenen Hände an die Gurgel und würgen uns selbst.
Wir haben ja in einem Zentralmachtsystem nicht den Dualismus:
Zentralmächtige <-> Ohnmächtige, sondern eben nur die mehr oder weniger Ohnmächtigen, die sich durch ihr Versprechen, Hoffen, Flehen, Beten und Betteln und durch ihr Umkreisen des zentralen Lautes ihre sie beherrschenden entpersonalisierten Zentralmachtstrukturen selbst immer wieder schaffen und erhalten.
Es gibt ja keine pöse Zentralmacht die uns knechtet.
Vom König bis zum Bettelmann machen wir das ja alles selbst.
„Die durch Machtzessionen gefestigte Zentralmachtposition wird eben durch die Ohnmacht der größer werdenden Masse in Bezug zur Zentralmacht begründet.“
@Ashitaka

Aber selbst ein totaler Neuanfang der Menschheit bei Null wäre wohl nicht möglich, weil die Gehirne der Überlebenden nach einem Crash verseucht mit Macht-Memen bleiben, die dann andere unweigerlich infizieren, sich vermehren und immer neue Memplexe bilden wie die aufeinanderfolgenden Kulturen weltweit beweisen.
Taugen die Menschen nicht mehr als Wirt dieser Lebensformen werden sie möglicherweise Mensch-Maschine-Kombinationen verwerten wie heute schon den sozial-media-abhängigen programmierenden und programmierten Smombie in seinem Smarthome mit Homeoffice, autonom fahrendem „wasauchimmer“ und 3D-Drucker zur Selbstversorgung.

> In diesem Artikel führt er seine Gedanken zu der problematischen aktuellen
> Situation der EZB aus. Dabei findet auch die MMT Berücksichtigung:
>
> https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/machtlose-ezb-als-gefahr-fuer-die-maerkte/
>
> Sein Blog und seine Bücher sind eine Empfehlung wert.
> Auch die Kommentare bieten öfter mal interessanten Stoff.

Die EZB hat offensichtlich alles richtig gemacht sonst wären wir nicht mehr da.
Und sie macht auch zukünftig alles richtig weil sie das Allerwichtigste in einem ZMS verteidigt, das Aufschulden.
Jede Notwendigkeit der Rettung eines too-big-to-fail würde das System sprengen, weshalb eben „alle allen alles garantieren müssen“, wie @dottore schon lange vorausgesagt hat.

> Zur Erinnerung: Als er [Hr. Stelter vom TBO-Blog] noch Partner von BCG war, wirkte er an der Studie „Back to Mesopotamia“ von 2011 (!) mit:
>
> https://www.bcg.com/documents/file87307.pdf

Man kann ja wählen zwischen geordneter Enteignung (warum nicht gleich eine saftige Proskription? – alle über XXX Mio. Eigentum werden ab dannunddann für vogelfrei erklärt und dürfen nach bestimmten Regeln gejagt werden, der erfolgreiche Jäger bekommt einen Teil der Beute wie die Steuer-CD-Heinis…und das ganze live im Fernsehguck) und ungeordneter mittels Bürgerkrieg, Krieg und Gläubigervernichtung.

> Dazu auch:
>
> https://www.iknews.de/2014/06/19/back-to-mesopotamia-oder-warum-die-zwangsenteignung-unausweichlich-ist/
>
> Nur um mal zu zeigen, wie lange das Thema Enteignung schon
> schwelt/vorbereitet wird.

Clean slates waren schon in Mesopotamien nötig um die Steuerschulden ohne Systemcrash – und nur um die ging es bei den Erlassjahren, da sie per Hochbuchen nicht mehr ansatzweise erfüllbar waren – aus der Welt zu schaffen.

Große Kriege drehten und drehen sich immer um Verschuldung, Überschuldung und Gläubigerbeseitigung, um Schaffung von neuem verschuldungsfähigen Eigentum, indem die Alteigentümer entsorgt werden, wie die Ureinwohner Englands durch Wilhelm oder die Amerikas durch seine „Entdecker“.

Wenn keine fremden Nationen mehr beraubt werden können muss die Macht halt an die Enteignung der Bürger ran und wenn die Bürger das verhindern können, geht die Macht halt unter und dann die Bürger mit ihr.
Das läuft beides auf das gleiche hinaus.
Also wer etwas von machbaren Alternativen faselt hat entweder keine Ahnung oder lügt.

> Ergänzend noch der Link zum Häring-Artikel:
>
> http://norberthaering.de/de/27-german/news/1136-mmt

Der entscheidende Fehler an der MMT ist die Annahme, dass man die Defizite beliebig hoch fahren kann.
(„Laut MMT gibt es immer mehr Platz für höhere Defizite, nicht nur bei niedrigen Inflationsraten“)
Jede Refinanzierungsrunde verkürzt die Handlungsspielräume des Systems auch wenn man bis zu einem endgültigen Termin sehr, sehr viele davor liegende Termine setzen kann und damit eine große Verschuldungsblase entfalten kann.
Naht der „End“-Termin müssen alle darin verschachtelten Schuldverhältnisse davor in der richtigen Reihenfolge abgearbeitet werden, damit das System nicht zerfliegt.

Um mal ein Bild zu malen:
Man kann durch extremes Verschachteln erstaunlich viel in einen klar umgrenzten Raum bringen, so wie einen Beipackzettel von Medikamenten, den man nach dem öffnen und lesen auch immer nicht wieder in die Packung hinein bekommt.
Man kann das Verschachteln aber nicht endlos betreiben.

Je mehr Refinanzierungsrunden man durchführt, umso mehr zerstört man das Vertrauen in die Währung.
Der Debitismus braucht echte Neuverschuldung, egal zu welchem Preis.
Und F. Roddier hat beschrieben, warum das auf einem immer komplexeren Level abläuft von den Einzellern zum globalen Zentralmachtsystem (Information in verschiedenen Formen wie Gene/Meme/Verhalten/Kulturen/Felder und Containern wie Pflanze, Tier, Maschine), warum es nie anders laufen konnte und nie anders laufen wird wie bei jedem anderen dissipativen System, bevor es nach langem schmerzhaften Balanceakt dann doch falliert, weil es die immer höhere Entropie nicht mehr los wird, die es mit seiner zunehmenden Komplexität immer schneller verursacht.

Liebe Grüße
Silke