Tschernobyl, ein Reaktor außer Kontrolle / Definition Risiko

Bei „Tschernobyl, ein Reaktor außer Kontrolle“ handelt es sich um ein Doku-Video von Arte. Leider ist das Video bei Arte nicht mehr verfügbar – verstehe wer will, warum; jeder belanglose Mist bleibt Ewigkeiten online, brauchbare Inhalte haben anscheinend die Tendenz zu verschwinden – (hier der alte Arte-Link: Doku-Video von Arte).

Das Video gibt es noch beim Schweizer Sender SRF. „Aus rechtlichen Gründen steht es jedoch nur innerhalb der Schweiz zur Verfügung

Aus der dort einsehbaren *pdf „Inhalt mit Laufzeit“:

Taucher

16:27 Jemand muss ins Untergeschoss des Kraftwerks abtauchen und das Wasser der Löschungsarbeiten durch ein Ventil ablassen. Drei Werksarbeiter melden sich freiwillig: Walerij Bezpalow, Alexej Ananenko und Boris Baranow. Alle drei sind sich der Risiken bewusst.

 

Alternativer
Geschichtsverlauf

17:38 Was wäre passiert, wenn niemand das Ventil geöffnet hätte? Im schlimmsten Fall wären zig Tonnen radioaktiven und tausende Grad heissen Magmas in einem abgeschlossenen Raum auf 20 000 Kubikmeter Wasser getroffen. Eine gigantische Explosion wäre die Folge gewesen, die auch sämtliche Helfer getötet hätte. Niemand hätte dann noch die radioaktiven Emissionen eindämmen können. Unsere heutige Welt wäre eine vollkommen andere.

Aus einer Programmbeschreibung der ARD

„Block vier ist außer Kontrolle geraten. Sein Kern schmilzt zu glühendem Magma, das jeden Moment austreten kann – ein Horrorszenario, das die Vernichtung von Mitteleuropa zur Folge hätte. Drei Freiwillige sind bereit, ihr Leben zu opfern. Sie kehren in das Kernkraftwerk zurück, dort öffnen sie die Schleusen, so dass das Wasser abfließen kann, und bewahren die Menschheit vor einer gigantischen Nuklearkatastrophe.

Wenn das stimmt, was in dem Video vorgetragen wird, dann sind wir m.M.n. haarscharf an der Vernichtung der Menschheit vorbeigeschrammt.
Denn Europa wäre nur der erste Dominostein gewesen.

Das österreichische Umweltbundesamt bietet allen Interessierten Zugang zu Informationen über Atomkraftwerke (AKW) in ganz Europa. Dort wird auf diese Karte verlinkt.
Insgesamt wurden mit Stand 2016 gemäß Wikipedia in 14 der 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union 129 Kernreaktoren betrieben – allein 58 in Frankreich.
Hätten die alle tatsächlich kontrolliert heruntergefahren werden können?
Nur ein einziges nicht kontrollierbares hätte ausgereicht, um den nächsten Dominostein in Richtung Rest der Welt umzuwerfen.

Und hierzulande wird tatsächlich über Diesel-Fahrverbote diskutiert?
Da stimmt was nicht mit den Verhältnismäßigkeiten.

Ich bin kein Experte, aber ich gehe schon davon aus, dass die europäischen AKW von ihrer Bauweise her sicherer sind, als Tschernobyl.
Was letztendlich aber kein bißchen zur Beruhigung beiträgt.

Definition Risiko

Risiko kann wie folgt definiert werden:

Risiko  =

Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses  x  Auswirkungen / Schadenschwere als Resultat des Ereignissess

Zum Thema Arbeitsschutz gibt es bei Wikipedia eine Matrix, die das Prinzip veranschaulicht:

Ich bitte dringend auf auf das Unendlich(∞)zeichen unten rechts zu achten .

Bei europäischen AKW ist die Wahrscheinlichkeit des Ereigniseintritts – ein GAU – vielelicht tatsächlich sehr gering, aber bei Null Prozent liegt sie ganz sicher nicht. Im Gegenteil:

„Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz haben anhand der bisherigen Laufzeiten aller zivilen Kernreaktoren weltweit und der aufgetretenen Kernschmelzen errechnet, dass solche Ereignisse im momentanen Kraftwerksbestand etwa einmal in 10 bis 20 Jahren auftreten können und damit 200 mal häufiger sind als in der Vergangenheit geschätzt.“

Nichts von Menschenhand Geschaffenes ist absolut sicher.
Die Schadensschwere bzw. Schadenshöhe bei Eintreten eines GAU? Eines GAU mitten in Europa? Also ich persönlich würde diesbzgl. durchaus von unendlich sprechen.

Und siehe da, im Manager Magazin gibt es einen Artikel, welcher für eine Haftpflichtpolice für ein Atomkraftwerk einen Betrag von 72 Milliarden Euro jährlich ausweist.
Unmöglich umzusetzen, AKW sind de facto nicht versichert.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) sieht das in einer Studie ganz ähnlich.

Angesichts bis heute ungelöster technischer und institutioneller Probleme wie Fragen der Sicherheit und Endlagerung sowie des Primats der Politik überrascht es nicht, dass bis heute kein einziges Atomkraftwerk weltweit unter marktwirtschaftlich-wettbewerblichen Bedingungen von privaten Investoren voll kostendeckend finanziert und gebaut worden ist. Sowohl der hohe Bedarf an Forschung und Entwicklung, Kapitalinvestitionen, Versicherung gegen Unfallrisiken sowie die langfristige Endlagerung machen Atomkraft gesamtwirtschaftlich unrentabel.

Atomkraftwerke erzeugen nur „nebenbei“ Strom, der eigentliche Zweck war / ist die Versorgung der Atommächte – oder die, die es werden wollen – mit billigem, waffenfähigem Plutonium für Atomwaffen.
Die ganze „zivile“ Atomenergie ist also mal wieder ein staatliches „Verbrechen“.
Es wird sich also nichts ändern. Der Staat darf so etwas und setzt es zur Not auch gewaltsam durch.