Irrlehren der Wirtschaftswissenschaft: Geldschöpfung

– Kredit ist kein Geld –

Auf die Schnelle* nachstehende Verweise auf eine alles in allem lesenswerte Artikelserie eines Blogs Namens „politische analyse“.

* Auch ich bin im debitistisch bedingten Hamsterrad gefangen. Zeit ist daher ein kostbares Gut und nicht immer für alles Wünschenswerte ausreichend vorhanden. 

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Eine Kernaussage ist: „Kredit ist kein Geld“.

Die Geschäftsbanken schaffen kein Geld sondern Kredit. Das bringen die Anhänger dieser Lehre durcheinander und werfen es in Ermangelung analytischer Klarheit in einen Topf. Kredit ist kein Geld. Kredit ist die Voraussetzung für die Auszahlung von Geld oder Bereitstellung von Kapital. Aber das Geld selbst kann die Bank nicht eigenmächtig herstellen. Sie besitzen keine eigene physische Geldherstellung mehr, noch haben sie rechtlichen Zugriff auf die Herstellung physischen Geldes. Sie können es also nicht kraft eigener Hoheit über die Geldherstellung beliebig physisch vermehren, auch wenn das physische, gegenständliche Geld heute nicht mehr eine so große Bedeutung hat. Aber es geht ja in der Fragestellung um die Hoheit über den Geldschaffungsprozess, und der liegt nicht bei den Banken sondern bei Zentralbank und Staat.

Ein enorm wichtiger Punkt(!): Die Unterscheidung von „echtem Geld“, dem Bargeld als einziges, gültiges gesetzliches Zahlungsmittel, und dem bloßen Anspruch darauf – ein Anspruch auf Etwas und dieses Etwas selbst können nicht dasselbe sein!

Wenn es hart auf hart kommt – das noch Vorhandensein einer Staatsmachtstruktur vorausgesetzt -, sind die vielen schönen „reichmachenden“ digitalen Nullen und Einsen auf dem „virtuellen“ Girokonto das erste, was „ausgebucht“ wird.
BARGELD wird plötzlich unglaublich „wertvoll“. Plastikkärtchen werden zu dem zurückgestutzt was sie sind: wertloses Plastik. Beispiel Griechenland:

Nicht mit allem aus den Beiträgen der „Irrlehren… 1 – 3“ gehe ich hundertprozentig konform. Bspw. sehe ich in folgendem Absatz einige Gedankenfehler:

Für beide aber galt, dass der Kredit mit Sicherheiten hinterlegt sein musste. Diese bestehen in erster Linie in Sachwerten, also Immobilien, Wertpapiere, Produktionsanlagen. Der Kredit gründet sich also auf das Vorhandensein materieller Werte, nicht auf eine Idee wie der Schaffung des Kredits aus dem Vergabeprozess. Er entsteht demnach aus Vorhandenem, bereits Geschaffenem und weitestgehend Schuldenfreiem, was auch die wuchernden Schuldentheorien widerlegt, die Wirtschaftstätigkeit auf das Vorhandensein von Schulden gründet. Insofern ist der Kredit mit der Beleihung von Sachwerten nichts anderes als ein noch nicht vollzogener Verkauf dieser als Sicherheiten hinterlegten Sachwerte.

Die als Sicherheiten hinterlegten Sachwerte als bereits Geschaffenes sind nach meinem Verständnis keineswegs weitestgehend schuldenfrei. Jeder „normalübliche“ Häuslekredit läuft über ‚zig Jahrzehnte, die dahinterstehende Immobilie dient aber sofort, schon bei Kreditaufnahme, als Sicherheit.
Insbesondere sind die als Sicherheiten dienenden „Sachwerte“ der Staatsmacht(!!) (was für „Sachwerte“ sollen das sein?) kaum als weitgehend schuldenfrei zu bewerten. Generell kommt die zentrale Rolle der Staatsmacht auch in dieser Artikelserie wieder mal viel zu kurz!

Und natürlich kann ich der Aussage der (angeblichen) Widerlegung „der wuchernden Schuldentheorien, die die Wirtschaftstätigkeit auf das Vorhandensein von Schulden gründen“ nicht im Mindesten zustimmen. Ohne „New Credits“ läuft gar nichts!!

Trotz allem kann die Durchsicht der „Irrlehren… 1 – 3“ nicht schaden. Einiges Interessante ist durchaus enthalten.


Ergänzung 24.11.2018:

Der Beitragsersteller der „Irrlehren der Wirtschaftswissenschaft: Geldschöpfung“ hat mir am 23.11.2018 per E-Mail nachstehende Bemerkungen zu meinen Kommentaren mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt. Dieser Bitte komme ich hiermit gerne nach (der Text wurde eins zu eins aus seiner E-Mail übernommen und in keinster Weise von mir bearbeitet):

„Die als Sicherheiten hinterlegten Sachwerte als bereits Geschaffenes sind nach meinem Verständnis keineswegs weitestgehend schuldenfrei. Jeder „normalübliche“ Häuslekredit läuft über ‚zig Jahrzehnte, die dahinterstehende Immobilie dient aber sofort, schon bei Kreditaufnahme, als Sicherheit.“

Sie haben Recht, dass ein Immobilienkredit über einen längeren Zeitraum läuft. Aber selbst wenn sie noch nicht bezahlt ist, ist die Immobilie ja bereits vorhanden und stellt einen Wert dar, der durch Verkauf oder Versteigerung vermarktet werden kann, wenn der Kerditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Es ist eine weitverbreitete falsche Vorstellung, dass eine kreditfinanzierte Immobilie erst dann einen Wert darstellt, wenn sie bezahlt ist. Dann erst stellt sie einen Wert dar, über den der Kreditnehmer voll umfänglich verfügen kann. aber vorher ist sie bereits ein Wert, aus dem die Bank ihre Forderungen vollstrecken kann. Keine Bank vergibt Kredite ohne Sicherheit. Das ist doch eine Tatsache. Und das wird so gehandhabt seit Jahrhunderten. Sollten sich die Banken seit Jahrhunderten darin geirrt haben, dass sie Reichtum geschaffen haben aus der Vergabe von Geld, das bei ihnen hinterlegt wurde? Hat es da der Kritiker bedurft, die seit dem Lehman-Crash das Verfahren der Geldschöpfung anzweifeln – vorher tat es niemand, um den Banken deutlich zu machen, dass sie seit Jahrhunderten falsch lagen?

Dieses Szenario gilt für Sachwerte, die noch nicht bezahlt sind. Die meisten Häuser jedoch sind bezahlte Werte. Sie gehören ihren Besitzern. Besonders die älteren Häuser sind doch bezahlt. Sie stellen WErte dar, die für die Finanzierung neuer Objekte, egal ob Immobilie oder sonstige Sachwerte als Grundlage dienen können. Unsere Städte und Vorstädte sind doch voll mit Immobilien, die älter sind als die Laufzeit eines jeden Kreditvertrages. Diese bezahlten Objekte werden als Werte in der ganzen Schuldentheorie gar nicht berücksichtigt, weil sie nicht in die Theorie der Verbindlichkeiten hineinpassen.

„Insbesondere sind die als Sicherheiten dienenden „Sachwerte“ der Staatsmacht(!!) (was für „Sachwerte“ sollen das sein?) kaum als weitgehend schuldenfrei zu bewerten.“

Die Sachwerte der Staatsmacht ist in erster Linie seine Steuerhoheit. Der Staat kann Steuern erheben und Ausgaben kürzen. Darauf gründete sich bisher die These, dass ein Staat nicht pleite gehen kann. Zudem haben Staaten auch Grundbesitz, Infrastrukturanlagen wie Gebäude, Straßen usw, die veräußert werden können, staatliche Unternehmen und Hoheitsrechte, die Geld einbringen wie beispielsweise die Erteilung von Lizenzen (Mobilfunk sowie Fernsehen und Rundfünk, Schürfrechte, Transitrechte, Überflugrechte usw). Das sind nicht immer materielle WErte wie Immobilien, aber verwertbare immaterielle Werte. Die materiellen WErte der Staaten sind geringer geworden besonders durch die Privatisierungskampagnen vor der Jahrtausendwende. Die Verschuldungsgefahren heute liegen nicht nur bei den Staaten. Eine unlängst vom IWF veröffentliche Statistik legt offen, dass mittlerweile die Gefahren, die von der Verschuldung der Unternehmen ausgehen, wesentlich größer sind als die der Staaten. Hinzu kommen die Risiken der Privatverschuldung.

„Und natürlich kann ich der Aussage der (angeblichen) Widerlegung „der wuchernden Schuldentheorien, die die Wirtschaftstätigkeit auf das Vorhandensein von Schulden gründen“ nicht im Mindesten zustimmen.“

Es gab lange Zeit Menschen, die der Behauptung nicht zustimmen konnten, dass die ERde eine Kugel ist. Vielleicht gibt es solche immer noch. Aber der Erde war das doch vollkommen schnuppe. ICh will damit sagen. Es spielt keine Rolle, ob wir einer Ansicht zustimmen können oder nicht. Entscheidend ist, ob sie durch die Wirklichkeit gedeckt ist und damit, der Wahrheit näher kommt. Die Theorien, die die Grundlage der Wirtschaftstätigkeit in der Verschuldung sehen, sind falsch. Sie entstanden erst, nachdem die Verschuldung als ein bedeutender Faktor der Finanzierung von Wirtschaftstätigkeit geworden sind, in erster Linie nach der Jahrtausendwende. Vorher war Verschuldung keine bedrohliche Erscheinung. ERst die Keynes’sche Theorie der Wirtschaftsförderung durch öffentliche Verschuldung hat die Pforten geöffnet, verbunden mit der Deregulierung und Globalisierung der Finanzmärkte durch die Reaganomics und Thatcheristen in den 1980er und 1990er Jahren. Was wir heute erleben ist nur die konsequente Fortsetzung dieser Entwicklung. Als aber die Keynesianisierung, Deregulierung und Globalisierung der Märkte und Staatshaushalte zu höheren Wirtschaftswachstum führte, hat sich kaum Widerstand geregt. Heute wird in der Verschuldung nicht ganz zu Unrecht eine Bedrohung gesehen, die aber eine andere ist, als die Gegner der Geldschöpfung wahrzunehmen glauben. Die Geldschöpfung unterscheidet sich heute nur unwesentlich von den Zeiten der Bundesbank, die immer wieder als die goldenen Zeiten verherrlicht werden. Geändert haben sich die Summen, nicht das Verfahren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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